Forschen und bewahren

Die Deutschen Werkstätten und die Geschichte

Die Deutschen Werkstätten sind ein Unternehmen mit Geschichte. Geschichte, die gepflegt und erforscht wird. Anette Hellmuth, „Haushistorikerin“ der Deutschen Werkstätten, kennt den reichen Bestand: Als das Unternehmensarchiv 1999 an das Sächsische Hauptstaatsarchiv übergeben wurde, waren es 130 Aktenmeter und 13500 Fotos. Die Relevanz des Unternehmens zeigt sich auch darin, dass dieser Bestand einer der meistgenutzten im Hauptstaatsarchiv ist. Niemand, der sich mit Design- und Industriegeschichte oder mit der Geschichte der Lebensreformbewegung beschäftigt, kommt an den Deutschen Werkstätten vorbei. Dabei wird das Unternehmen mitunter von sich selbst überrascht.

2016 bereitete das Victoria & Albert Museum in London die Ausstellung „Ocean Liners: Speed and Style“ vor, stieß dabei auf die Deutschen Werkstätten und fragte in Dresden an. Nachforschungen ergaben, dass das Unternehmen in weit größerem Umfang als bisher gedacht im Ausbau von luxuriösen Ozeandampfern tätig war. Passend zum Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019 unterstützten die Deutschen Werkstätten die Ausstellung „Gegen die Unsichtbarkeit - Designerinnen der Deutschen Werkstätten Hellerau 1898-1938“ und die Präsentation „Rudolf Horn - Wohnen als offenes System“, zum 90. Geburtstag des „Vaters“ des Möbelprogramms MDW (Montagemöbel Deutsche Werkstätten). Beide Ausstellungen hat das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden realisiert.

Motorschiff Cordillera, um 1933, © DW, f4612, Repro Lothar Sprenger

Anette Hellmuth freut sich über das gewachsene Interesse, denn es gibt viel zu tun. Nahezu wöchentlich erhält sie Angebote von historischen Möbeln aus der Produktion der Deutschen Werkstätten, wichtige Stücke, die sie an das Kunstgewerbemuseum weitervermittelt.  Mitunter unterstützt das Unternehmen den Ankauf. Auch wenn die Geschichte von Dresden-Hellerau in wichtigen Büchern beschrieben wurde, bleiben große Lücken. 

Werkstattbereich in den Deutschen Werkstätten, Lackiererei, Unternehmensgebäude Hellerau, 1910-1920, Firmenarchiv im SHStA Dresden, © DW, f1303, Repro Lothar Sprenger
Maschinenmöbel, Zimmereinrichtung, Design Richard Riemerschmid, um 1910, © DW, Repro Lothar Sprenger
Entwurfszeichnung Wäscheschrank E.Hoegg, © SHStADD Deutsche Werkstätten

Es gibt noch keine gute Biografie über den Unternehmensgründer Karl Schmidt. Und, für Anette Hellmuth geradezu unverzichtbar: Ein Werkkatalog der Gesamtproduktion der Deutschen Werkstätten ab 1898, was angesichts des Spektrums der Produktion für Luxusdampfer, über Möbel und Textilien bis zum Spielzeug eine sehr umfangreiche Publikation werden dürfte.

Redaktioneller Hinweis: Dieser Beitrag ist 2020 entstanden.

Karl Schmidt, 1940er Jahre, © Foto DW