Reformspielzeug aus den Deutschen Werkstätten
Kunst zum Spielen
Die historischen Spielzeuge aus den Deutschen Werkstätten sind ein Thema der Tagung ‘Reform-Pädagogik und Kunst-Industrie’ vom 22. bis 23.9.2023 in Hellerau. Sie erzählen eine eigene, spannende Geschichte, die über Wohnungseinrichtungen und Holzhäuser hinaus geht.
Es begann mit dem ersten Kunsterziehertag in Dresden 1901. Unternehmensgründer Karl Schmidt war nach dessen Besuch begeistert von der Idee eines Reformspielzeugs, wie sie dort propagiert wurde. Dieses Spielzeug solle einfach, robust und die Phantasie anregend sein. Schmidt fügte noch eine Idee hinzu: Die neuen Spielzeuge müssten künstlerisch gestaltet sein und der ästhetischen Erziehung des Kindes dienen. Er bat Künstler und Künstlerinnen, den Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst (heute Deutsche Werkstätten) entsprechende Entwürfe zu liefern.
1903 begann das Unternehmen mit der Herstellung. Die ersten Entwürfe stammten u.a. von Hellmuth Eichrodt, Richard Riemerschmid und Frank Wedekind. Ebenso wie bei den Möbeln wurden mit den Künstlern und Künstlerinnen Verträge geschlossen und ihre Namen genannt. Schmidt hoffte auf einen Marketingvorteil.
Karl Schmidt stammte aus Zschopau im Erzgebirge. Traditionell war die Spielzeugherstellung dort Zuhause, befand sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber in einer wirtschaftlichen und qualitativen Talsohle. Um dies zu ändern, gründete Schmidt in seiner Heimatstadt am 18. Februar 1905 eine eigene Spielzeugabteilung.
Die Produkte kamen unter dem Namen ‘Dresdner Spielzeug’ auf den Markt. Neben Dörfern und Tieren entstanden auch Miniaturen, Spielschränke und Puppentheater. 1909 verkaufte Karl Schmidt die gesamte Spielzeugproduktion an die Erzgebirgische Spielwarenfabrik Theodor Heymann. Hier wurde unter dem Namen ‘Dresdner Spielzeug’ bis etwa 1914 weiterproduziert. Die Marke bekam sogar ein eigenes Logo, einen Zwerg, der einem Storch die ‘Hand’ schüttelt.