Endlich Vertrauen in das weibliche Können
Anerkennung von Designerinnen und Entwerferinnen
Designerinnen und Entwerferinnen waren um 1900 nicht nur eine extreme Ausnahme – sondern auch kaum geschätzt. Durch das klassische Rollenbild wurden ihnen oft Kreativität und Können abgesprochen. Ihr Zugang zu Kunstakademien war lange verboten, bei einem Engagement wurden ihre Namen meist nicht genannt. Eine Ausnahme bildete erneut unser Unternehmensgründer Karl Schmidt. Er sah das Potenzial vieler Frauen und behandelte sie deutlich fairer.
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und damit in der Wirkungszeit von Karl Schmidt arbeiteten nachweislich 53 Designerinnen für die Deutschen Werkstätten. Darunter Frauen wie Grete Wendt und Grete Kühn, die später das bekannte Unternehmen Wendt & Kühn gründeten. Grete Wendt arbeitete ab 1910 im Zeichenatelier der Deutschen Werkstätten – zu dieser Zeit als einzige Frau unter den rein männlichen Kollegen. Neben Textilentwürfen fertigte sie auch Entwürfe für Möbel und komplette Raumausstattungen an. Karl Schmidt gab nicht nur dieser jungen Frau eine solche Chance.
Auch Margarete Junge und Gertrud Kleinhempel, die bereits einige Jahre zuvor für Schmidt arbeiteten, durften ihr Können beim Entwerfen von Möbeln unter Beweis stellen. Schmidt strebte damals nach klaren Designs, die gut für die maschinelle Serienproduktion geeignet waren. Junge entwarf ganz in diesem Sinne später sogar Möbel für die Serie „Das deutsche Hausgerät“.
Die Entwürfe erschienen – ganz unüblich für die Zeit – unter dem vollen Namen der Entwerferinnen. Auch auf Ausstellungen wurden ihre Entwürfe wie selbstverständlich präsentiert. Karl Schmidt war auch in diesem Punkt seiner Zeit weit voraus. Er sah vor allem das kreative Potenzial seiner Angestellten – unabhängig von ihrem Geschlecht und dem damals vorherrschenden Rollenverständnis.
Quellennachweis für Fotocollage:
- Bertha Senestréy, 1920er Jahre, Familiennachlass
- Lisl Bertsch-Kampferseck, 1936, Familiennachlass
- Gertrud Kleinhempel, um 1905, © Historisches Museum Bielefeld
- Else Wenz-Viëtor, um 1930, Firmenarchiv der Deutschen Werkstätten Hellerau im Sächsischen Hauptstaatsarchiv
- Ulla Schnitt-Paul, um 1940, Privatbesitz Graf