Wie Karl Schmidt bessere Arbeitsbedingungen schuf
Weniger Wochenstunden, bessere Bezahlung
Als Karl Schmidt 1909 mit dem Bau seiner ersten eigenen Fabrik am heutigen Hauptsitz in Dresden-Hellerau begann, hatte er nicht nur die effiziente Fertigung im Blick, sondern auch das Wohl der Arbeiter in den Deutschen Werkstätten. Die Arbeitsplätze waren über die Maßen gut belichtet, es gab Span- und Staubabsauganlagen. Absolut ungewöhnlich für die Zeit: Schmidt ließ auch Sozialräume einrichten. Damit nahm er Errungenschaften des späteren 20. Jahrhunderts voraus.
Der berühmte Architekt Henry van de Velde beschrieb die Arbeitsatmosphäre in den Deutschen Werkstätten 1902 mit den Worten: „In den Dresdner Werkstätten herrscht ein freimütiger Ton; die Beziehungen zwischen Vorsteher und Arbeiter sind die denkbar besten.“ Eine spannende und vor allem auch nachvollziehbare Aussage. Denn Schmidt war auch in anderen Punkten sehr modern und reformierte die Arbeitswelt grundlegend. Schon kurz nach 1900 arbeiteten die Handwerker im Unternehmen nur gut 54 Stunden pro Woche, ab 1915 sogar nur noch 52 Stunden. Das lag weit unter dem Durchschnitt vergleichbarer Unternehmen.
Die Löhne lagen wiederum deutlich über dem tariflich vorgegebenen Limit und unterschieden sich je nach Qualifikation. Um 1910 gab es 8 Tage Betriebsferien, was damals recht selten war. Fast alle Arbeiter waren gewerkschaftlich organisiert – von Seiten des Unternehmens wurden ihnen deshalb keine Steine in den Weg gelegt.
Auch als Aktiengesellschaft (seit 1913) blieben die Deutschen Werkstätten ihren Mitarbeitenden verbunden. So wurden die Familien von jenen Kollegen, die zum 1. Weltkrieg einberufen wurden, finanziell unterstützt. Karl Schmidt wirkte Zeit seines Lebens darauf hin, den im Unternehmen Beschäftigten mit Respekt zu begegnen. Er scheint seine eigene Geschichte als Arbeitnehmer nie vergessen zu haben.