Holzhausmodell wird im Stadtmuseum ausgestellt
Die Überraschung war groß, als im Jahr 2010 bei Aufräumarbeiten im Spitzboden eines Holzhauses in Dresden-Hellerau ein vergleichbares Holzhaus-Modell entdeckt wurde. Sowohl das unter Denkmalschutz stehende Originalhaus als auch das Modell gehören den Deutschen Werkstätten und sind ein Zeugnis ihrer umfangreichen Unternehmensgeschichte. Das Originalhaus war 1921 als Musterhaus errichtet worden.
Unternehmensgründer Karl Schmidt wollte zu dieser Zeit nicht nur bezahlbare Maschinenmöbel herstellen, sondern auch Häuser bauen, die standardisiert gefertigt wurden und somit vergleichsweise preiswert waren. So sind allein in Dresden-Hellerau mehr als 50 Holzhäuser entstanden, die sich auch heute noch in größtenteils gutem Zustand befinden.
Mit Modellen hat das Unternehmen früher häufig gearbeitet – in diesem Fall des Holzhauses vermutlich zur Ansicht in den externen Verkaufsstellen. Für die bessere Vorstellungskraft zeigte das Modell nicht nur die äußere Hülle, sondern ließ auch einen Blick ins Innere zu. Das Dach ist aufklappbar und offenbart die Räume des Erdgeschosses samt Schrankwand, Betten, Nachttischen, Vorhängen und vielen weiteren kleinen Details.
Dieses Modell ist jetzt im Rahmen der Sonderausstellung „Tabakrausch an der Elbe. Geschichten zwischen Orient und Okzident“ der Museen der Stadt zu besichtigen. Zuvor hat Museumsrestaurator Holger Meyer-Doberenz rund vier Wochen investiert, um es wieder in einen guten Zustand zu bringen. Dafür hat er es mit feinen Saugwerkzeugen, Pinseln und Schwämmen gereinigt, lose Teile befestigt und fehlende Einzelteile ergänzt. Außerdem hat er die Außenwände, von denen sich teilweise das Furnier abgelöst hatte, bearbeitet.
Doch welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Holzhaus der Deutschen Werkstätten und der in der Ausstellung thematisierten Tabakherstellung in Dresden? Die Stadt galt in den 1920er-Jahren als deutsche Tabak-Hochburg. Im Stadtgebiet gab es zu dieser Zeit 140 Fabriken und noch einmal so viele Zubehörunternehmen. Doch obwohl der Tabakkonsum damals gesellschaftlich breit anerkannt war, gab es auch Gegner dieser Lebensweise. Diese folgten damit den lebensreformerischen Strömungen, die in Hellerau schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts in besonders intensiver Form gelebt worden waren.
Außerdem wohnten diese Tabakgegner in einer eigenen Siedlung – die ebenfalls aus Holzhäusern der Deutschen Werkstätten bestand und sich noch heute im guten Zustand in der Golberoder Straße im Dresdner Stadtteil Leubnitz-Neuostra befindet. Wir danken den Museen der Stadt Dresden sehr für die umfangreiche Restaurierung des Modells. Dieses wird bis August in der Ausstellung im Stadtmuseum zu sehen sein und kommendes Jahr für eine weitere Ausstellung an das Industriemuseum Chemnitz übergeben.
Fotos: ©Museen der Stadt Dresden / Sophie Arlet; DW/J. Richter