Ein Rahmen für den Frühlingssturm
Wenn Hellerau einen Zwilling hat, dann ist es die Mathildenhöhe in Darmstadt. Das durch den Landesherrn initiierte hessische Reformprojekt brachte einige der schönsten Jungendstilarbeiten hervor und nimmt einen bedeutenden Platz in der deutschen Kunst- und Designgeschichte ein.
In den noch immer existierenden Gebäuden auf der Mathildenhöhe war seit den 1990er Jahren ein Schlüsselwerk der Moderne ausgestellt, das Gemälde „Frühlingssturm“. Ludwig von Hoffmann malte es als Sinnbild des Aufbruchs und jugendlichen Zukunftsglaubens Presse Mathildenhöhe: „Der prominente jüdische Berliner Zeitungsverleger und Unternehmer Rudolf Mosse hatte bereits Ende des 19. Jahrhunderts das Werk für seine umfangreiche Kunstsammlung erworben.
Während der Nazidiktatur wurde das Gemälde 1934 zwangsversteigert und gelangte am 15. Dezember 1941 in die Städtische Kunstsammlung Darmstadt. Im Jahr 2015 hat die Stadt Darmstadt das Gemälde an die Erben Rudolf Mosses restituiert und sogleich darauf hingearbeitet, das Werk weiterhin in der Stadt zeigen zu können. Als der Frühlingssturm trotzdem Anfang Juni 2016 in einer Auktion versteigert werden sollte, konnten sich das Ehepaar Ströher mit dem Auktionshaus und den Erben Rudolf Mosses auf einen Verkauf vor der Auktion einigen und somit das Gemälde für die Präsentation im Museum Künstlerkolonie sichern.“ Was noch fehlte, war ein adäquater Rahmen. Das Original war verloren gegangen. Unsere „Verwandtschaft“ mit der Mathildenhöhe legte Sylvia und Ulrich Ströher nahe, diesen Auftrag den Deutschen Werkstätten zu geben.
Ein neuer Rahmen für ein Schlüsselwerk der Moderne - was für eine Aufgabe und welcher Anspruch! Wir betrachteten die Anfrage zunächst mit einer Mischung aus Neugier und Respekt, vorsichtig in uns gehend, ob wir dieser Aufgabe gewachsen wären.
Jedem unserer Vertragsabschlüsse ist eine Phase der Selbstverständigung vorgeschaltet, in der nach dem eigenen Können und den eigenen Möglichkeiten gefragt wird. Dabei toben die Diskussionen besonders heftig, wenn es sich um ein Arbeitsfeld handelt, auf dem wir noch nie unterwegs waren. Das wiederum ist Alltag für uns und erleichtert die Bewegung auf neuem Terrain. Aus diesem Grund näherten wir uns dem hohen Anspruch mit Respekt, aber ohne Unsicherheit.
Im Verlauf des Projektes waren verschiedene Perspektiven zu bewerten und in einem gemeinsamen Ansatz zusammenzufassen. Zum einen gab es den Eigentümer des Bildes, der die Ausstellung durch seine großzügige Leihgabe erst möglich machte. Zum anderen musste natürlich auch die Aufstellung in der wunderbaren Präsentation der Mathildenhöhe Darmstadt durch deren Experten kuratorisch betreut und bewertet werden. Wir übergaben die gestalterische Verantwortung dem Entwerfer Gabriel Bensch, der schon seit mehr als zehn Jahren für und mit uns tätig ist. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Gabriel Bensch interpretierte organische Metallarbeiten, die eine moderne Variante des Jungendstils am besten zuließen. Die aus verleimten Bohlenbrettern des amerikanischen Nussbaums gefertigten Rohlinge wurden zunächst mit der CNC-Fräse vorgearbeitet und dann sorgfältig per Hand fertiggestellt. Dunkel gebeizt umfließt die neue Begrenzung das Bild, gibt im Halt, aber auch Raum.